Das Wappenschild in der Kirche zu Teuchern (aus Heimatheft 2005)

In der Kirche „St.Georg“ befindet sich ein so genanntes „Epitaph“ der Familie von Berlepsch. Es zeigt auf einem bunt gemalten Schild allerlei Waffen des 17.Jahrhunderts. In der Mitte ist das 4-teilige Berlepschwappen abgebildet. Die Sparrenlinie ist ausgestorben. Der Verstorbene gehörte zur Sittichlinie. Die Sittiche schauen nach links, d.h. der Verstorbene war ein Nachkomme der von Berlepsch auf Schloß Berlepsch bei Witzenhausen und Seebach in Thüringen. Über das Sittichwappen der Familie von Berlepsch berichtet Herr Joachim Jünemann in seiner Veröffentlichung „Sparren und Sittich im Schilde des Geschlechts von Berlepsch“ folgendes:

Das Dasein in den Burgen des Mittelalters war hart, kärglich und einsam. Die Burgen entbehrten jeglichen Komforts und der nächste Nachbar war weit weg und oft nicht freundlich gesonnen. Haustiere spielten eine zentrale Rolle, insbesondere solche die ansprechbar und gelehrig waren. Im Wohnbereich hielt man sich Raben, Krähen, Elstern und Stare die gelehrig und unterhaltsam waren und die menschliche Stimme nachahmen konnten. Als im 8. Jahrhundert bis ins 13. Jahrhundert Papageien in Europa Verbreitung fanden, wurden sie, insbesondere der grüne Halsbandsittich, wie intime Familienmitglieder aufgenommen und behütet. Zu bedeutenden Anlässen wurden Halsbandsittiche an hoch stehende  Persönlichkeiten gerne als kostbares Geschenk überreicht.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa soll einen Ritter von Berlepsch mit gezähmten Halsbandsittichen angetroffen und ihn wegen dieses einem Ritter nicht ziehmenden Spiels gerügt haben, worauf der Ritter erwiedert haben soll, das er seine ritterliche Gefolgschaft niemals dem Reiche versagt habe. Worauf ihm der Kaiser geboten habe, fortan diese Vögel im Wappen zu führen.

Eine andere Abbildung des Wappens befindet sich auf den Dachboden der Kirche „St.Georg“. Man sieht einen großen Steinbogen mit reichem Dekor, dessen Schlussstein das Wappen derer von Berlepsch ziert.

Doch zurück zum Wappenschild. Unter dem Wappen befindet sich auf hölzernen Vorhang folgender Text:

Der Wohlgebohrne Herr, Casspar von Berlepsch

auff Teuchern, Seebach u. Hennigsleben,

Wohlmetirten Leintenants zu

Fuss unter denen Bischofl. Würtzburg. Tropen,

Ward gebohren den 9. Märtz 1678, starb

auf seinen Erlöser sanft und selig in Teuchern

den 10. Juny Ao. 1704, seines alters 26 Jahr

3 Monat 2 Tage.

F.A. Voigt schreibt in seiner Chronik der Kirche zu Teuchern über diesen Caspar von Berlepsch folgendes:

Dieser Kaspar von Berlepsch, der von Jugend auf eine große Neigung zum Soldatenstande zeigte, trat 1696 als Musketier in die Leibkompanie des kurmainzischen Obersten Freiherrn von Sömmern in Erfurt ein und wurde nach Ablauf eines Jahres Unteroffizier, ging aber 1 ½ Jahr später (wie es scheint, durch Vermittlung seines Verwandten, des Hauptmanns Burkhard Hartmann von Berlepsch aus dem Hause Thamsbrück) in Würzburgische Dienste, wo er Lieutenant in dem Regimente des Generals von Bibra wurde und bald darauf an der Eroberung der Ebernburg Antheil nahm. Auf Wunsch seines Vaters nahm er 1700 seinen Abschied und kehrte nach Seebach zurück. Hier verpachtete ihm Kaspar Adam von Berlepsch das durch den Tod seines ältesten Sohnes Heinrich (gest. 22.Mai 1697) zur Erledigung gekommene Rittergut Teuchern auf sechs Jahre gegen Entrichtung eines jährlichen Pachtgeldes von 1350 fl. Aber schon nach 4 Jahren starb Kaspar von Berlepsch, der als ein leutseliger und bei Jedermann beliebter Mann geschildert wird. Er hinterließ zwar keine Kinder, denn er war nicht verheiratet gewesen, aber sehr viel Schulden. Sein Vater hatte allein 3000 fl. an rückständigen Pachtgeldern zu fordern. Kurz vor seinem Tode hatte Kaspar von Berlepsch für Jemanden, der sich in dringender Geldverlegenheit befand, Geld und Wechsel geliehen. Da er denselben am Verfalltage nicht bezahlen konnte, sollte Kaspar in Wechselarrest genommen werden. Man fand ihn aber erkrankt im Bette liegend und begnügte sich daher mit dem von ihm gegebenen Versprechen, sich nicht entfernen zu wollen. Letzteres geschah aber dennoch, wenn auch in einer anderen, als der so oft gebräuchlichen Weise. Als man nämlich nach einigen Tagen wiederkam, war Kaspar inzwischen gestorben.

Das Wappen ist umgeben mit einem Lorbeerkranz, allerlei militärischen Geräten und 14 kleineren Wappen. Die kleinen Wappen geben Auskunft über die Vorfahren. Auf der linken Seite sind die Mütter der väterlichen Seite und rechts die Mütter der mütterlichen Seite. Die kleinen Wappen sind folgendermaßen einzuordnen.

Linke Seite von oben nach unten:

1. Oben wieder das Wappen von Berlepsch, sein Vater Caspar Adam auf Teuchern, Seebach  und Hennigsleben.

 


2. Darunter das Wappen von Wolfersdorff. Sein Großvater Caspar von Berlepsch auf Teuchern war verheiratet mit Mar. von Wolfersdorff.

3. Darunter das Wappen von Kerstlingerode. Sein Ur-Großvater Heinrich von Berlepsch auf Teuchern und Nauendorf war verheiratet mit Anna Cath. von Kerstlingerode.


4. Darunter ein Wappen von Gersdorff. Hier hat der Maler irrtümlich eine nicht existierende Generation dazwischen geschoben.

5. Darunter das Wappen von Dietgengerode. Sein Urur-Großvater Caspar von Berlepsch war verheiratet mit Veronika von Dietgeggerode.

 


6. Darunter ein Wappen von Diskau. Der Maler war offensichtlich nicht gut beraten worden. Jedenfalls war sein Ururur-Großvater Hans Sittich von Berlepsch, ernestinischer Amtmann der Wartburg, der Martin Luther 1521/22 auf der Wartburg 300 Tage beschützt und beherbergt hat. Er war verheiratet mit Beate von und zu Ebeeleben.


7. Darunter das letzte Wappen ohne Name. Es ähnelt sehr von Krahe. Der Name kommt jedoch in der Familie von Berlepsch nicht vor. Der Urururur-Großvater des Verstorbenen war Sittich II. von und zu Berlepsch (bei Witzenhausen), verheiratet mit Gesa von und zu Oldershausen.

Auf der rechten Seite von oben nach unten:

8. Zu Oberst das Wappen von Scheiding. Sein Vater war verheiratet mit Margarethe von Scheiding.

9. Darunter das Wappen von Rabiel (auch Rabriel). Mutter von Margarethe von Scheiding.

10. Darunter das Wappen von Schenken. Großmutter von Margarethe von Scheiding.

11. Darunter das Wappen von Schlegel. Ur-Großmutter von Margarethe von Scheiding.

12. Darunter das Wappen von Bünau. Urur-Großmutter von Margarethe von Scheiding.

 


13. Darunter das Wappen von Pentzig (Schlesien).

14. Darunter das Wappen von Hagenest.


Zu den beiden letzten Wappen gab es keine Unterlagen und ich kann folglich auch nicht sagen, ob die Folge korrekt ist.

Wann das Wappenschild entstand, ist nicht mehr nachzuweisen. Festzustellen ist das der Maler offensichtlich schlecht beraten worden ist. Der Verstorbene starb im Juli 1704 (nicht Juni, wie auf dem Schild dargestellt).

Bei den Wappen der Vorfahren treten auch einige Ungereimtheiten auf was die Vermutung nahe legt, das Wappen wurde später und nicht nach dem Tode von Caspar angefertigt. Die Berlepschs waren Rittergutsbesitzer in Teuchern bis 1717, so das in dieser Zeit eine genaue Datierung des Todes und eine Zuordnung der Wappen möglich gewesen wäre.

Nicht möglich gewesen wäre dieser Text ohne die Hilfe von Brun von Berlepsch welchen ich an dieser Stelle danken möchte für seine Informationen zu den einzelnen Wappen.